Stadt Remscheid errichtet Bauzaun um einen zur Fällung markierten Baum

Die Stadt hat die rund 150 Jahre alte Schneitelbuche und das angrenzende Wäldchen, welche im Zuge des Erweiterungsbaus der Hilda-Heinemann-Schule gefällt werden sollen, mit einem Bauzaun und einer Livekamera gesichert.


Auf Nachfrage begründet die Verwaltung die Maßnahme damit, dass „aufgrund der anhaltenden öffentlichen Debatten“ deutlich mehr Menschen den Baum aufsuchen und sich durch Auslichtungsarbeiten im angrenzenden Wäldchen „vermehrt Personen“ im Bereich aufhalten. Dadurch entstehe ein „erhöhtes Unfallrisiko“, dem man mit dem Zaun „präventiv“ begegne.


Ein Zaun, der die Menschen vor dem Baum schützen soll, den sie schützen wollen?

Hintergrund: Der geplante Erweiterungsbau der Hilda-Heinemann-Schule
Der Erweiterungsbau ist notwendig und politisch unstrittig. In den damaligen Beschlussunterlagen fanden sich jedoch weder im Vorentwurf, in den Beschlussunterlagen noch im obligatorischen Nachhaltigkeitscheck Hinweise auf geplante Baumfällungen. Für die politischen Gremien ebenso wie für die Öffentlichkeit war dieser Eingriff nicht erkennbar.

Als Legitimation dieser „alternativlosen Maßnahme“ nennt die Stadt 3,5 Mio. € Mehrkosten, falls der Baum durch eine Umplanung erhalten werden soll. Wie diese Summe zustande kommt, konnte auch auf Nachfrage nicht erklärt werden.

Die neuen Maßnahmen zeigen, dass man sich der Sensibilität des Themas offenbar bewusst ist. Umso unverständlicher, dass wiederholt weder Öffentlichkeit noch politische Gremien im Vorfeld über diese neue Maßnahme informiert wurden.

Wenn bereits das vermehrte Aufsuchen eines Baumes als Sicherheitsrisiko bewertet wird, wirft diese schwer nachvollziehbare Argumentation unweigerlich Fragen auf. Während in vielen Bereichen der Stadt Kameras aus Datenschutzgründen selbst bei wiederholtem Vandalismus nicht zugelassen werden, ist es hier offensichtlich problemlos möglich, eine Livekamera zu installieren. Damit stellt sich die Frage, ab welchem Besucheraufkommen Bereiche in Remscheid künftig als „Gefahrenzone“ gelten und entsprechend umzäunt und überwacht werden können. Und es geht wohlgemerkt nicht um Sachbeschädigung oder Vandalismus, sondern um einen Baum, der bereits zur Fällung markiert ist. Die Kosten für diese Maßnahmen werden wir zur nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Lennep erfragen.

Der Zaun markiert kein Sicherheitsproblem, sondern ein Kommunikationsproblem, denn Maßnahmen wie diese tragen dazu bei, die Debatte zu verschärfen. Mit einer offenen, transparenten Kommunikation ließe sich diese in konstruktive Bahnen lenken, denn schließlich geht es allen Beteiligten darum, den Erweiterungsbau voranzubringen und den Wert des alten Baumbestandes nicht aus dem Blick zu verlieren.

18-11-2025