Pressemitteilung

Raser stoppen – ohne Verweilverbot!

In der Ratssitzung am 02.10.2025 will die Verwaltung laut lokaler Presse neue Maßnahmen gegen die Raser-Problematik vorstellen. Vorgesehen sind unter anderem Tempo-30-Zonen, Bremsschwellen sowie verstärkte Polizeikontrollen – Maßnahmen, die wir in der Vergangenheit bereits gefordert haben, aber nicht umgesetzt worden sind.

Doch ein Vorschlag ist sehr bedenklich: Ein stadtweites Verweilverbot auf ALLEN öffentlichen Parkplätzen ab 22 Uhr. Wer sich danach dort aufhält, soll künftig mit hohen Bußgeldern rechnen. Eine unverhältnismäßige Maßnahme, die bereits vor Jahren mit breiter politischer Mehrheit zurecht abgelehnt wurde. Nun aber signalisieren CDU und SPD Zustimmung.

Die Verwaltung verweist auf das „Gütersloher Modell“ und erhofft sich dadurch eine Eindämmung von Raserei und Lärmbelästigung. Doch das Problem sind nicht stehende Autos oder junge Menschen auf Parkplätzen – das Problem sind fahrende Autos. Die Probleme mit Raserei und Lärmbelästigungen beschränken sich nicht auf eine bestimmte Szene, die sich auf öffentlichen Plätzen trifft. Raserei passiert im gesamten Stadtgebiet, ausgeführt von vielen unterschiedlichen Menschen und unabhängig von Treffpunkten.

„Den Rasern muss auf der Straße das Handwerk gelegt werden! Mit verkehrsberuhigenden Maßnahmen, engmaschigen Kontrollen und besseren Gesetzen auf Bundesebene. Ein Verweilverbot ist dagegen nichts anderes als eine Kollektivstrafe für die gesamte Stadtgesellschaft und verdrängt vor allem junge Menschen weiter aus dem öffentlichen Raum. Es ist ein bequemer Versuch Ergebnisse zu präsentieren, weil zuvor zu wenig geschehen ist,“ erklären die OB-Kandidaten Bettina Stamm und Colin Cyrus.

Tragödien wie der Tod der jungen Hannah wären auch mit einem Verweilverbot nicht verhindert worden. Vielmehr braucht es konsequente Maßnahmen gegen diejenigen, die wirklich stören oder gefährden.

Wir wissen, dass sich viele junge Menschen mangels Freizeitalternativen häufig auf den Parklätzen am Lenneper Bahnhof und Rewe-Markt treffen und auch, dass einige von ihnen durch Lärm und Müll negativ auffallen. Doch Polizei hat schon heute die Möglichkeit, Ruhestörer gezielt vom Platz zu verweisen und zu sanktionieren – sie muss diese Befugnisse konsequenter nutzen. „Bevor man zum schärfsten Schwert greift, sollten erst alle verhältnismäßigen Mittel ausgeschöpft werden, die die Täter individuell zur Verantwortung ziehen und nicht die gesamte Stadtgesellschaft kollektiv benachteiligen,“ erklären Stamm und Cyrus. Denn es sind nicht nur junge Menschen, die von dem Verbot betroffen sind. „Was ist denn, wenn ich meine Frau nach 22 Uhr vom Bahnhof abholen will und ihr Zug Verspätung hat? Soll ich dann so lange durch die Gegend fahren, weil ich nicht auf dem Parkplatz warten darf?“, fragt Cyrus weiter. Darüber hinaus kritisiert Bettina Stamm den Zeitpunkt der Entscheidung: “ Am 02.10., also nach der Kommunalwahl, soll der alte Rat über diese Maßnahme entscheiden. Das ist zwar formal möglich, untergräbt aber das Vertrauen in faire und transparente demokratische Prozesse Eine so weitreichende Entscheidung gehört in die Hände des neuen Rates, dem die Wähler gerade ihr Vertrauen ausgesprochen haben.“

Besonders junge Menschen fühlen sich in Remscheid ohnehin oft übergangen und nicht wertgeschätzt. Im Rahmen des Speak-Up-Projekts der Kraftstation haben sie unmissverständlich formuliert: „Wir wollen nicht weggeschickt oder vertröstet werden. Wir wollen Orte, an denen wir willkommen sind – und gesehen werden.“

Ein Willkommensgefühl spricht man der Jugend mit dem Verweilverbot sicherlich nicht aus!

03-09-2025