In den letzten Monaten hat die Verwaltung Flächen bei den Erdbeerfeldern an der Borner Straße erworben. In der nächsten Sitzung der BV-Lennep am 18.09. soll nun der Grundstein für die Errichtung eines 13 Hektar großen Gewerbegebietes auf den landwirtschaftlich genutzten Feldern gelegt werden. Die Bezirksvertretung Lennep beschließt am Mittwoch die Änderung des Flächennutzungsplans für dieses Gebiet. Im aktuellen Doppelhaushalt sind für das Gewerbegebiet „Erdbeerfelder“ Investitionskosten in Höhe von 18.376.150 € eingeplant. Demgegenüber stehen Einnahmen aus dem Verkauf von Grundstücken in Höhe von 14.916.950 €, was ein Defizit von 3.459.200 € ergibt.
Die Rentabilität solcher Vorhaben, unter Berücksichtigung der Kosten, Folgekosten, Arbeitsplatzdichte etc., wird jedoch nicht in die Abwägungsentscheidung einbezogen, bzw. es gibt gar keine Abwägungsgrundlage. Die Erschließung eines Gewerbegebiets muss sich für eine hoch verschuldete Stadt wie Remscheid finanziell lohnen. Laut Verwaltung ist das Ziel, eine Wirtschaftlichkeit bzw. Rentabilität mit mindestens einer schwarzen Null zu erreichen.
Die Stadt profitiert von der Gewerbesteuer und dem Anteil an der Einkommenssteuer, wenn die Unternehmen und ihre Mitarbeiter ihren Wohn- bzw. Firmensitz in Remscheid haben. Fakt ist: Remscheid hat seit Jahren die höchste Einpendlerquote im Städtedreieck. Viele arbeiten in Remscheid, wohnen aber lieber woanders. Ein Blick auf das Gewerbegebiet Karlstraße in Lennep (Google Earth) wirft zudem die Frage auf, warum dort nach mehr als zehn Jahren immer noch unbebaute Flächen vorhanden sind. Offensichtlich gibt es keine Vorgaben, die Anzahl der Arbeitsplätze an die Grundstücksfläche zu koppeln. Denn trotz der knappen Gewerbeflächen ist dort eine Halle entstanden, in der lediglich Fahrzeuge untergestellt werden – das bedeutet: keine Gewerbesteuereinnahmen und keine Arbeitsplätze.
Das geplante Gewerbegebiet Erdbeerfelder bringt nicht nur mehr Verkehr mit sich, sondern auch die Versiegelung von 130.000 qm Fläche. Das neue Gewerbegebiet soll auch in den Gutachten zum Outlet-Center berücksichtigt werden. Allerdings liegen auch hier noch keine Gutachten vor. Angesichts der Tatsache, dass unsere Gewerbeflächen begrenzt sind und sich die Lebensqualität vieler Bürger durch die Ansiedlung der geplanten Gewerbegebiete verschlechtern wird, sollten Strategien, die den Zuzug von Einwohnern fördern, im Vordergrund stehen.
Es ist unverständlich, dass auf der einen Seite viel Geld investiert wird, um Flächen zu entsiegeln und ökologisch aufzuwerten, während auf der anderen Seite großflächige Versiegelungen durch neue Gewerbeansiedlungen und das geplante Outlet befürwortet werden. Damit konterkariert man nicht nur die Bemühungen und Maßnahmen zum Schutz der Umwelt, die auf kleinem Raum umgesetzt werden (z. B. Blühstreifen, insektenfreundliche Gärten statt Schottergärten), sondern macht diese Anstrengungen durch die großflächige Versiegelung nahezu wirkungslos.
14.09.2024
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