Offener Ganztag – die schnelle Lösung?

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Die Presse berichtete bereits. Durch die multifunktionale Nutzung von Klassenräumen können an der Dörpfeld Grundschule bis zu 50 neue OGS Plätze entstehen.

Morgens Schule, nachmittags OGS; eine gute Lösung zur Schaffung von OGS Plätzen die an allen Remscheider Grundschulen möglich ist? Dazu ein Beitrag unseres Vertreters im Schulausschuss:

Im Schulalltag werden die Klassenräume für an den Unterricht anschließende Förderkurse, AGs, Angebote durch Kooperationspartner oder

den herkunftssprachlichen Unterricht genutzt. Oder schlicht einfach als Arbeitsplatz für die Lehrkräfte, die dort Unterricht nach- und vorbereiten müssen.

Klassenräume, die mit viel Herz in der Freizeit mit Einsatz privater Mittel aufgehübscht werden.

Ich erlebe tagtäglich Lehrkräfte, die weit mehr als nur Dienst nach Vorschrift verrichten und sowohl für die Kinder als auch die Eltern nicht nur

Wissensvermittler, sondern gleichzeitig als Berater und Sozialarbeiter fungieren. Eine Ablehnung der Lösung, die an der Grundschule Dörpfeld sicherlich gut funktioniert,

begründet sich vielmehr damit, dass die Raumsituation an den meisten Schulen so angespannt ist, dass eine multifunktionale Nutzung nur unter widrigsten Umständen möglich wäre.

Wie möchte man es mit dem Wohl der Kinder begründen, wenn man den Schülerinnen und Schüler ein und denselben Raum zum arbeiten,

essen und spielen anbieten möchte – und das zusammen von 8- 16 Uhr mit 29 anderen Kindern. Schon jetzt bieten viele Klassenräume deutlich zu wenig Platz,

um differenzierten und individualiserten Unterricht anbieten zu können, der durch Aufgaben wie Inklusion und Beschulung von neu zugewanderten Kindern dringend notwendig ist.

Darüber hinaus scheitert dieses Vorhaben an vielen Schulen sicherlich bereits an ganz praktischen Dingen,

wie z.B. den Transport der Mahlzeiten und des Geschirrs. Den OGS-Mitarbeiter*innen ist nicht zuzumuten, jeden Mittag kiloweise Speisen, Teller und Besteck Treppen hoch- und runterzutragen.

Nichtsdestotrotz gibt es sicherlich vereinzelt Schulen, an denen die multifunktionale Nutzung eine nicht zu vermeidende Lösung sein muss. Anders wird es bis 2026 nicht genug Plätze geben.

Hierbei dürfen Schulen aber bei der Konzeption nicht alleine gelassen werden. Sie benötigen fachliche Beratung für die Gestaltung multifunktionaler Räume und die organisatorische Umsetzung.

Dass die Zeit bis zum Einsetzen der ersten rechtlichen Ansprüche zu knapp für große bauliche Veränderungen ist, ist wohl allen Beteiligten klar. Es ist wünschenswert, wenn bis dahin viele

Gespräche an den Schulen stattfinden, um Übergangslösungen so gut wie möglich zu gestalten. Dabei müssen die aktuellen Situationen vor Ort beachtet werden und nicht die schlecht gealterten

Prognosezahlen eines angestaubten Schulentwicklungsplanes. Auch in der Hoffnung, dass 2026 nicht den Viertklässlern Betreuungsverträge gekündigt werden, um mehr Zeit zu schinden.

Wenn da nicht auch noch dieses Personalproblem wäre…

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